Sind Prominente kranker?



Drei Fälle von Herzrhythmusstörungen prominenter Persönlichkeiten. Über alle drei wurde ausführlich in den Medien berichtet. Las man die Berichte, dann hatte man den Eindruck, daß die drei knapp dem Tode entronnen seien.

Und doch unterscheiden sich die drei Fälle wesentlich voneinander:


Helmut Schmidt, hanseatische Zurückhaltung


Bildquelle: Reuter
Helmut Schmidt brach, während seiner Amtszeit als Bundeskanzler 1981, bewußtlos zusammen. Bei der folgenden Untersuchung stellte sich heraus, daß er unter schweren Herzrhythmusstörungen litt. Es wurde ihm umgehend ein Herzschrittmacher eingesetzt. Ohne viel Tamtam nahm er danach seine Arbeit wieder auf. Die heutige jugendliche Generation hat erst jetzt erfahren, daß er einen Herzschrittmacher hat, dadurch daß er 2002 mit einem Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert wurde und beiläufig davon berichtet wurde.

Helmut Schmidt hat schon durch seine persönliche Art der Information und Aufklärung, über Sinn und Zweck eines Schrittmachers, die Bericherstattung beeinflußt. Er lenkte schon fast von seiner eigenen Person dadurch ab und machte allen Patienten Mut, denen der Einsatz eines Schrittmachers bevorstand.


Elton John, eine gute Publicity?


Bildquelle: Reuter
Elton John verlor während eines Fluges nach Europa das Bewußtsein. In einer englischen Klinik konnte man dann aber keine besonderen Herzrhythmusstörungen mehr feststellen, die das hätten auslösen können. Trotzdem bestand Elton John darauf "sicherheitshalber" einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen. Prompt berichtete eine internationale Musikfachzeitschrift, daß Elton John "dem Tode knapp entronnen" sei. Auf der folgenden Tournee verkündete er dem Publikum dann stolz von seinem neuen "Lebensretter".

Elton John ist ein typischer Fall des Einsatzes eines Schrittmachers, bei dem die Indikation eher fragwürdig ist. Hier drängt sich der Verdacht auf, daß es sich eher um eine willkommene Publicity handelt. Fragwürdig ist auch das Verhalten der Ärzte, die sich auf ein solches Spielchen einlassen.


Jürgen Möllemann psychisch herzkrank


Bildquelle: FDP
Jürgen Möllemann wurde 2002 mit Herzrhythmusstörungen in ein Krankenhaus eingeliefert, gerade kurz bevor auf dem FDP-Parteitag über seine Abwahl beraten werden sollte. Für viele ein politischer Schachzug, für Fachärzte eine logische Konsequenz. Aktueller Wahlkampf, persönliche Angriffe in der Vergangenheit und Gegenwart, die drohende Abwahl, der politische Druck, das war einfach zuviel. Der Streß äußerte sich eben durch Herzrhythmusstörungen, eine ganz normale psychosomatische Reaktion. Entsprechend wurde Erholung, Ruhe und Abstand zum politischen Geschäft verordnet.

Jürgen Möllemann hat man Unrecht getan. Natürlich drängt sich der Verdacht auf, daß hier eine Krankheit aus dem Hut gezaubert wird, um dem politischen Druck aus dem Wege zu gehen. Somit waren Möllemanns Herzrhythmusstörungen für die Medien ein gefundenes Fressen. Aber gerade dieser Druck von allen Seiten, der zuletzt unerträglich wurde, löste eben diese Krankheit aus, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt. Bewußt hat Herr Möllemann diese Krankheit nicht herbeigeführt, eher seine Seele, sein Unterbewußtsein haben die Notbremse gezogen. Unter welchem Druck Jürgen Möllemann tatsächlich gestanden hat, sieht man heute an der Reaktion, seinem Leben ein Ende zu setzen.


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